Eine Nacht in einer Beobachtungshütte zu verbringen, stand schon lange auf meiner Wunschliste. Die Realisierung plante ich erst in ferner Zukunft. Wider Erwarten sollte sich allerdings mein Wunsch dank einer guten Freundin schneller erfüllen, als ich es je geträumt hatte.
„Viel Spaß und die Tür bitte von innen verschließen. Meine Handynummer ist in der Hütte. Der Empfang ist schlecht. Im Notfall kommen aber SMS an. Erst die Tür wieder öffnen, wenn ich klopfe…“ Mit diesen Worten verabschiedet sich unser finnischer Guide. Das Geräusch des startenden des Motors durchbricht für einen Moment die Stille, um dann endgültig in den finnischen Wäldern zu verschwinden. Wir, drei Deutsche in der Beobachtungshütte, rundherum Wildnis und 16 aufregende Stunden vor uns. Ich bin bereit für dieses Abenteuer, ein bisschen mulmig ist mir aber schon…was ist wenn sich doch ein Bär Eintritt in unsere Hütte verschafft?
Die ersten Stunden vergnügen sich Möwen und Rabenvögel an den ausgelegt Vielfraßködern. Ich sitze wie gebahnt in der Hütte. Am liebsten würde ich sie verscheuchen, sie sollen doch nicht das ganze Futter wegfressen. Doch dieser Gedanke ist zwecklos, ich kann ja in der Hütte nichts machen und lasse sie gewähren. Den ganzen Nachmittag starten wir in die Gegend in der Hoffnung, daß sich bald ein Vielfraß oder anderes größeres Tier wie Bär oder vielleicht sogar ein Wolf zeigt.
Nach 4 Stunden Warten huscht der erste Vielfraß für zwei Sekunden an der Hütte vorbei und veschwindet wieder im Wald. Das Adrenalin schnellt sofort wieder in die Höhe und ich bin hellwach – ich habe meinen ersten Vielfraß gesehen. Die Hoffnung auf weitere Sichtungen stieg in mir empor. Doch es folgt Regen und weitere Stunden des Wartens. Zum Glück ist es warm und trocken in der Hütte und ein Lunchpakett haben wir auch dabei.
Ich vernehme ein leichtes Röcheln, meine beiden männlichen Kollegen sind eingeschlafen, während ich immernoch ganz gespannt in die dunkle Wildnis starre und nur noch Baumsilhouetten erkennen kann. Die Baumstümpfe nehmen in der Dunkelheit Tiergestalt an und führen mich in die Irre…. Plötzlich erwache ich durch ein mir vorher unbekanntes hohes Geräusch. Draussen tummeln sich zwei Vielfraße und stöbern die versteckten Köder auf – eine wahre Fressparty. Obwohl es die ganze Nacht nicht richtig dunkel wird, ist die Helligkeit dennoch nicht ausreichend für meine Kamera. Doch wir haben Glück auch am Morgen zeigen sich nocheinmal für ein paar Minuten die Vielfraße oder „Ahma“ (wie sie auf finnisch genannt werden). So haben wir nochmal die Chance auf ein paar Fotos bevor wir wieder abgeholt werden. Es war ein unbeschreibliches Gefühl eine Nacht in dieser Hütte zu verbringen. Zu wissen, daß draussen die Wildnis tobt und man als kleiner unwichtiger Mensch in dieser Hütte “eingesperrt” ist. Ein Erlebnis was ich nie vergessen werde und wofür ich unendlich dankbar bin!